Die zwei kleinen Personalpronomen haben es in sich: So kann die jeweilige Anredeform innerhalb eines Unternehmens einen entscheidenden Einfluss auf das Arbeitsklima haben. Aber auch, wenn für den Umgang zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten die passende Ansprache gewählt wurde, wartet direkt die nächste Hürde: Die Außenkommunikation mit ihren verschiedenen Zielgruppen. Passt zum Beispiel das lockere interne „Du“ auch für alle Kunden des Unternehmens? Überzeugt man umgekehrt noch junge Bewerber mit einem förmlichen „Sie“ in der Stellenanzeige? Und sollte man auf allen Kommunikationskanälen eigentlich eine einheitliche Ansprache wählen? – Zeit sich Gedanken zu machen.
Anreden innerhalb eines Unternehmens: Oft geht es durcheinander
Leider gehört Deutschland ja nicht zum angelsächsischen Raum, wo es das „you“ für alle so schön einfach macht. Stattdessen gibt es bei uns für die betriebsinterne Anredeform zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzen verschiedene Varianten: Dort, wo zum Beispiel Wert auf eine professionelle Distanz gelegt wird, siezt sich die Belegschaft. Andere Firmen bevorzugen die „Duz-Kultur“. Besonders in Unternehmen mit flachen Hierarchien, liegt das Duzen im Trend, um Teamgeist und Motivation zu fördern.
Daneben gibt es auch Mischformen. Beispielsweise, wenn sich offiziell alle siezen, es zwischen einigen Mitarbeitern aber persönliche Absprachen gibt, sich zu duzen.
So war ich persönlich mal für einen Mittelständler tätig, bei dem die Vorgesetzten gesiezt wurden. Die Kollegen untereinander haben sich sowohl gesiezt als auch geduzt, oder mit der Kombination Vorname + „Sie“ angeredet. Gar nicht so leicht, sich bei der doch ansehnlichen Größe der Belegschaft immer zu merken, mit wem man welche Anrede ausgemacht hatte.
Noch mal anders: Die Kommunikation nach außen
Lässt sich die Anrede zwischen zwei Mitarbeitern im persönlichen Gespräch schnell mal klären, oder auch verändern, indem man vom „Sie“ zum „Du“ übergeht, ist die Außenkommunikation nicht mehr ganz so spontan handelbar.
Generell gilt, dass für eine gelungene Kommunikation die Definition der Zielgruppe oder der Teilzielgruppen enorm wichtig ist. Dazu müssen demographische und sozioökonomische Kriterien, wie Alter, Bildung und Beruf betrachtet werden. Im B2B-Bereich, wenn es beispielsweise um Kunden als Zielgruppe geht, kommen noch weitere Faktoren ins Spiel, wie Branche und Unternehmensgröße.
Verschiedene Zielgruppen, gleiche Interessen?
Nachdem die Zielgruppen herausgearbeitet worden sind, steht im nächsten Schritt die Klärung an, ob diese ähnliche Interessen haben und über die gleichen Inhalte und Kanäle angesprochen werden können. So sind Einblicke in die Firmenkultur und den Arbeitsalltag eines Unternehmens zum Beispiel nicht nur für Bewerber interessant, sondern durchaus auch für Kunden oder Lieferanten. Detaillierte Beschreibungen des Recruiting-Prozesses hingegen sind eher nur für potenzielle Mitarbeiter spannend.
Gleiche Interessen, gleiche Anrede?
Aber selbst, wenn es gemeinsame Interessen der Zielgruppen gibt, stellt sich spätestens jetzt die Frage, ob diese auch mit der gleichen Anrede angesprochen werden können. Was ist zum Beispiel, wenn ein Start-up über die eigenen Aktivitäten informieren möchte und Kunden aus Branchen bedient, die eher konservativ sind und in denen gesiezt wird? Gleichzeitig möchte es aber junge Bewerber ansprechen, bei denen ein Du einfach passender ist?
Corporate-Kanal auf Facebook versus einzelne Kanäle für die Zielgruppen
Macht es dann zum Beispiel Sinn, einen einzelnen Facebook-Kanal mit Themen für alle anzubieten? Und duzt oder siezt man seine User auf diesem Facebook-Kanal dann? Oder umgekehrt gedacht: Welche Konsequenzen hätte es, wenn man in diesem Fall zwei Facebook-Kanäle bespielen würde, so dass die Kunden gesiezt und die Bewerber geduzt werden können? Wäre ausreichend hochwertiger Content vorhanden, um diese Strategie zu fahren?
Individuelle Lösungen finden, die stringent befolgt werden
Solche Fragen sind weder pauschal noch einfach zu beantworten. Wichtig ist aber, sich darüber gründlich Gedanken zu machen und Lösungen zu finden, die zum eigenen Unternehmen und den jeweiligen Zielgruppen optimal passen.
Und wenn die Ansprachen einmal festgelegt worden sind, sollte alles darangesetzt werden, sich konsequent daran zu halten, über alle Medien und Kanäle hinweg.

Das ist wirklich ein spannendes Thema! Ich bin Texterin und Lektorin und grüble auch noch darüber. Im Moment habe ich mich für eine Mischform entschieden: Ich sieze auf meiner Website inkl. Blog (weil ich hoffe, dass sie mir neue, fremde Kund:innen einbringt) und duze auf Facebook und Twitter (oder schreibe oft „ihr“), weil es dort üblicher ist und ich (noch) viele meiner Follower kenne (oder es sind andere Texter:innen oder sonstige Solo-Selbstständige, unter denen das Duzen üblich ist. Ich denke darüber nach, ob diese Mischform ok ist, aber eine bessere Lösung habe ich für mich noch nicht gefunden.